11. August 2007

Der Kontinent - Die Zaehmung Europas 3 v. 4




Vor 20.000 Jahren hatte Europa die Eiszeiten überstanden. Das Klima war nun mild und schaffte günstige Bedingungen. Sammler, Jäger, Bauern und Armeen nahmen Einfluss auf den Kontinent und veränderten das Land in nie gekannter Geschwindigkeit. Die Zivilisation war unwiderruflich auf dem Vormarsch. In ehemaliger Wildnis schaffte sie Felder und Fabriken. Europas ungezähmte Natur fand ihr Ende.

Vor rund 8.000 Jahren begann im Osten des Kontinents eine Revolution: Bauern aus Mesopotamien, einer der Wiegen der Zivilisation, breiteten sich aus. Sie zogen von Insel zu Insel, von Küste zu Küste, immer auf der Suche nach fruchtbarem Land. In nur wenigen Jahrtausenden erreichten sie den Atlantik.

Die Landwirtschaft der Jungsteinzeit veränderte Europa radikal. Aus undurchdringlichen Urwäldern wurden immer größere Flächen Ackerland. Spuren der frühen Kultur sind überall in Europa zu finden: Sonnentempel auf Malta und Menhire in der Bretagne bezeugen Sesshaftigkeit und Besitztum, aber auch das Leben im Einklang mit der Natur.

Die erste Kultur, die der Natur den Kampf erklärte, war das römische Imperium. Die Wildnis zu besiegen wurde Staatsziel. Plötzlich zogen sich Straßennetze durch das Land. Kanäle und Brücken erschlossen fernste Provinzen. Und Wälder verschwanden in riesigem Maßstab. Nicht wenige wurden zu Flotten verwandelt. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches übernahmen Klöster überall in Europa die Kontrolle über die Wildnis und setzten den Trend fort.

Eine Seuche veränderte das Gesicht Europas ein weiteres Mal entscheidend. Mitte des 14. Jahrhunderts fegte mit der Pest eine Epidemie über Mitteleuropa, die fast die Hälfte der Bevölkerung das Leben kostete. 250 Jahre dauerte es, bis in Europa wieder so viele Menschen lebten, wie vor der Katastrophe.

In den folgenden Jahrhunderten mussten die Wälder des Kontinents erneut Zivilisation und Kriegen weichen. So verschwanden etwa mit dem Bau der spanischen Armada die letzten spanischen Wälder.

Mit Beginn des industriellen Zeitalters Mitte des 19. Jahrhunderts in England schien das Schicksal der Natur in Europa endgültig besiegelt - doch die Abenteurer, Maler, Dichter und Denker jener Zeit mahnten die Schönheiten der Natur an.

Dokumentation von Klaus Feichtenbergere (2005)

Keine Kommentare: