13. September 2007

Teil 2 - Fesseln der Macht

Die Botschaft der Christen kommt an. Eben noch unscheinbare Randgruppe des Judentums, verbreitet sie sich in wenigen Jahrzehnten im ganzen Römischen Reich. "In der Welt, aber nicht von der Welt"; der Staat wird misstrauisch. Wilde Gerüchte gehen um von Ritualmord und Geheimbündelei. Als sich die Christen dem offiziellen Kaiserkult verweigern, werden sie in mehreren Wellen verfolgt. Viele sterben den Märtyrertod. In den ruhigen Phasen findet die junge Kirche festere Formen für Taufe und Abendmahl, Diakonie und Liturgie. Schriftsteller verteidigen sie gegen Angriffe, philosophisch gebildete Theologen deuten die Glaubensgeheimnisse. Kaiser Konstantin reißt das Ruder der römischen Politik herum. Das Christentum erhält die volle Freiheit, sich zu entfalten. Der Kaiser traut ihm die Kraft und die Rolle zu, das von seinen Widersprüchen zerrissene Reich wieder zu einen. Die Kirche wird zur "Jedermannskirche" und hat nun große Möglichkeiten, die Gesellschaft zu gestalten. Jetzt muss sie aber auch immer wieder Kompromisse schließen, die ihre eigentliche Botschaft verdunkeln. Die Bischöfe verstehen sich als Nachfolger der Apostel und beanspruchen deren Autorität. Kaiser Konstantin verlegt seine Hauptstadt in das griechische Byzanz am Bosporus. Konstantinopel wird das zweite Rom. Im ganzen Reich entstehen großartige Kirchenbauten, die den Sieg des Christentums über die Andersgläubigen zum Ausdruck bringen. Einzelne Christen ziehen sich in die Einsamkeit, abseits von den Versuchungen und Ablenkungen der "Welt", zurück. Einige schließen sich zu klösterlichen Gemeinschaften zusammen. Das theologische Rätselraten um den Glauben macht große Fortschritte. Vor allem geht es um die Natur Christi und das Geheimnis der Dreifaltigkeit. Mehrfach ruft der Kaiser die Bischöfe des Reiches zu einem Konzil zusammen und zwingt sie, sich zu einigen. Er selbst wahrt Distanz. Erst auf dem Sterbebett lässt er sich taufen.

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